Enda? Unafanya musiki? Wapi Chakula? Tumemaliza? Au Halleluja?

Oktober 24, 2012 § Hinterlasse einen Kommentar

Das sind alles ziemlich wichtige Wörter, Phrasen in dem Alltag, der sich hier langsam aber sicher, um das Ziegelsteinhaus mit Wellblechdach geschlichen hat.

Aber heute mal ganz geordnet und strikt chronologisch (alle Zeitangaben sind kenianisch variable zu betrachten und ohne Gewähr).

5:30 Das Small Home erwacht. Und ich auch, meist etwas unsanft durch das Klappern der Eisentür, die für den neuen Tag aufgeschlossen wird. Ab dann bleib ich meistens noch gut 40 Minuten liegen und döse, untermalt von Besengeräuschen, Kinderstimmen, schlurfenden Schritten.

6:10 Mit dem Verlassen meines sehr feinen Zimmers, habe ich meinen Arbeitsplatz erreicht, das Wohn- und Esszimmer. Hier tummeln sich um diese Zeit schon ein paar Kinder, die das Frühstück (Ugali oder Reis mit Chai) verteilen. Ein gemurmeltes Good Morning oder ganz motiviert Habari ya asubuhi und dann erstmal Katzenwäsche. Beim Zähneputzen kann man dann schon mal die Kleidung von den drei kleinsten Jungen, die Jonas und ich morgens waschen und anziehen, einsammeln. Irgendwann und -wo begegne ich dann auch Jonas, der meist auch schon emsig  Vorbereitungen für unser erste Tagesaufgabe erledigt. Wenn Spencer, Kivuva und Felix mit ihrem Essen fertig sind, geht’s ab in den Waschraum. „Enda“ (sowas wie let´s go ). Mit mehr oder weniger Unterstützung beim Laufen erreichen die drei Protagonisten dann den Waschraum. Das morgendliche auf den „Potti“ gehen, in der Waschschüssel waschen und anziehen läuft immer recht fröhlich ab. Häufig wird schon zu so früher Stunde der eine oder andere musikalische Hit gefordert. Ebenfalls gesungen durch die Frage Tunafanya musiki? (machen wir Musik?) Wobei die Antwort immer und sehr enthusiastisch Sasa sasa (Jetzt Jetzt) ist. Oder durch das eigene Anstimmen des Favoriten. Mit dem musikalischen Repertoire verhält es sich wie folgt. Es ist recht begrenzt und man sollte sich auch gut überlegen, ob man neue Lieder einführt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man eben dieses Lied demnächst als Endlosohrwurm hat und es ausdauernd eingefordert wird, ist meiner Meinung und Erfahrung nach doch sehr hoch. Nun denn, somit beschränkt sich die Gesangseinlage, im akustisch hervorragend geeignetem Badezimmer, (Tutti, im Kanon, mit verschiedenen Stimmen) auf „Halleluja praise the Lord“ „Halleluja“ „Head and Shoulders, Knees and the toes“ und/oder „Dream“. Nach dem Baden, dem Anziehen (die Kinder benötigen hier teilweise sehr viel Hilfe, teilweise können sie alles selber) und dem Zähneputzen (wobei hier die Ziele Zähne säubern und möglichst viel Zahnpasta schlucken gegeneinander antreten) sind die Lütten fertig für die Schule. Jeweils einer von uns Freiwilligen bringt sie zu ihrer Klasse, der Andere kümmert sich derweil um den Frühstückstisch, das Brotkaufen in Misyani.

8:30 Frühstück aka erste Verschnaufpause und Stärkung aka erste Besprechung des Tages aka Quatschen und Traschten mit Jonas und Mum.

9:30 Wäsche waschen. Eigentlich könnte man davon schon alleine einen ganzen Eintrag schreiben. Hier wäscht man nämlich per Hand. Legitime Waffen gegen die rote Erde und anderen Dreck: Seife, Waschpulver, Bürste, Ausdauer, Schnelligkeit.

Wenn man also einen dicken Fleckenteufel lokalisiert hat, an so klassischen Stellen wie den Knien der Hose (Kivuva und Felix können nicht eigenständig laufen und krabbeln oder robben somit recht viel), kann es losgehen. Ein wenig Seife auf die Stelle streichen und dann was die Arme und Hände hergeben, den Stoff schrubben. Zwischen durch Wasser zugeben und weiter geht’s. Motivation hol ich mir persönlich aus der Farbe des Wassers, das am Ende vom Waschen meistens braun-rot-seifig daher kommt.

Die Zeit nach dem Wäsche waschen gestaltet sich jeden Tag anders. Dienstags ist Markttag in Tala. Dann laufen Jonas und ich in die Stadt (dauert immer so plus/minus eine Stunde) und kaufen Kohlköpfe, Tomaten, Zwiebeln, etc..

Ansonsten wasche ich in dieser Zeit selber meine Wäsche, mach nochmal nen Nickerchen, lese,…

12:30 Bibliothekszeit. Für eine halbe Stunde schließen wir die Schulbücherei auf und die Kinder können sich Bücher ausleihen. In dieser Zeit ergibt sich immer Mal ein Schwatz mit den Lehrern oder Zeit selber mal ein Buch, Zeitschrift (in der Bücherei stehen ungefähr alle Ausgaben von National Geographic- ohne Witz) zu lesen.

13:00 Mittagessen.

14:00 Hier entsteht gerade in Zusammenarbeit mit den beiden Specialteachern so ne Art Förderstunde für die Small Home-Kinder, in der Angebote für die Großmotorik und Kleinmotorik stattfinden sollen. Demnächst hoffentlich mehr. Wenn wir über die erste Woche, in der wir uns gerade befinden, hinaus sind.

Nach und nach trudeln am Nachmittag die einzelnen Kinder aus ihrem Unterricht ein.

17:00 Die ersten Vorbereitungen fürs Abendessen beginnen. Der Kohl muss geschnitten und  Bohnen und Maiskörner für das Mittagessen am nächsten Tag sortiert werden.

20:00 Abendessen Reis mit Kohl oder Ugali mit Kohl. Dabei wird immer Fernsehen geguckt. Eva Luna, verdient auf jeden Fall eine goldene Himbeere für die schlechteste Synchro, aber die Kinder lieben es. Und ich hab durchaus auch meinen Gefallen an dieser kitschigen Dailysoap gefunden. Ist auf jeden Fall ein willkommenes Amüsement.

21:00 spätestens geh ich schlafen.

Die Kinder sind jeden Tag allgegenwärtig und wuseln durchs Small Home. Es gibt keinen richtigen Feierabend. Das ist schon anstrengend. Tauschen möchte ich trotzdem nicht.

Und das ist auch mein Schlusswort. Ich fühl mich in meinem Projekt und neuen kenianischen Zuhause unglaublich wohl und genieße die Zeit hier. Ich hoffe ihr macht zu Hause das Gleiche.

Siku/ Usiku njema Lena

 

 

 

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